Gegen den Strom schwimmen - Gold, Schwellenländer und Bonds locken

Gold, Schwellenländer und Bonds locken

Ein Gastbeitrag von Uwe Günther

Vor einem Jahr waren fast alle Prognosen für Gold, Anlagen in Schwellenländern und Staatsanleihen negativ. Doch gerade diese Investments erzielten zwischenzeitlich die höchsten Gewinne. Das könnte sich jetzt wiederholen.

Warren Buffet zählt zu den größten Kritiken von Gold-Anlagen. Die lebende Investment-Legende sagte schon 1998: „Zuerst gräbt man es aus, schmelzt es zu einem Klumpen ein, versteckt es dann irgendwo und bezahlt Leute, die es bewachen. Dabei ist Gold einfach unnütz. Wenn die Marsmenschen das sähen, würden sie sich am Kopf kratzen." Die wenig später gestartete Jahrhundertrallye - von 2000 bis Mitte 2011 versechsfachte sich der Goldpreis in etwa - dürfte der ansonsten geniale Investor verpasst haben. Dann korrigierte das Edelmetall allerdings heftig um fast 40 Prozent. Diese erheblichen Kursverluste und das vermeintliche Ende der Finanzkrise ließen Ende 2013 die Stimmung bei Gold-Anlegern tief in den Keller sacken. Gleichzeitig wollen die Stimmen nicht verstimmen, die andauernde aktive Manipulationen von Zentral- und Investmentbanken vermuten. 

Zusätzlich belastete die Erwartung steigender Zinsen den Goldpreis. Denn je höher Anleihen rentieren, desto schlechter sieht das zinslose Edelmetall aus. Die Aussicht auf höhere Zinsen vor allem bei amerikanischen Staatsanleihen drückte gleichzeitig die Stimmung bei Bond-Investoren. Insbesondere institutionelle Anleger schichteten im großen Stil Geld von den Emerging Markets in die USA um.

Schlechte Stimmung, feste Kurse

In diesem Jahr kam dann für viele Anleger die große Überraschung: Die Rendite von US-Treasuries mit zehnjähriger Laufzeit ging von drei auf 2,5 Prozent zurück. Umgekehrt performten amerikanische Staatsanleihen von Januar bis September mit 6,96 Prozent. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit legte der Goldpreis ähnlich stark zu. Noch besser entwickelten sich Aktieninvestments in den Schwellenländern. Der MSCI Emerging Markets Index legte in den ersten acht Monaten dieses Jahres um 8,77 Prozent zu. Den Vogel schossen Goldminenaktien ab. Diese reagieren mit einem Hebel auf den Preis des Edelmetalls. Der HUI explodierte um 24 Prozent. Dieser Goldminen-Index umfasst die weltweit größten Goldproduzenten, die das Edelmetall nicht auf Termin verkaufen und damit unmittelbar von höheren Goldpreisen profitieren.

Trotzdem ist die Stimmung für diese Anlagen zurzeit weiterhin ausgesprochen negativ: Das gilt für Gold und damit für Goldminenaktien sowie für amerikanische Staatsanleihen und mit Einschränkungen immer noch für Investments in Schwellenländern. Der Herdentrieb der Anleger führt aber regelmäßig dazu, dass die Investments, die als wenig aussichtsreich und unbeliebt gelten, besonders preiswert zu haben sind. Nach der alten Kaufmannsregel liegt der Gewinn aber im (billigen) Einkauf.

Gegen den Herdentrieb

Die Finanzmärkte neigen regelmäßig zu Übertreibungen: Das gilt sowohl nach oben als auch nach unten. Nach wie vor prägen Jahrtausende alte Reflexe unser intuitives Verhalten. Floh in der Urzeit ein Mensch vor einer Gefahr, war es für seine Stammesmitglieder sehr wahrscheinlich richtig, ebenfalls die Flucht zu ergreifen und so das Überleben zu sichern. Heute sind wir allerdings nur noch sehr selten lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt– der Fluchtreflex als Gruppeninstinkt ist [3] aber weiterhin fest in unsere Gene eingebrannt. In grauer Vorzeit wurde schnelles und gruppenkonformes Handeln mit dem Leben „belohnt“ – heute ist in einer hochkomplexen und vernetzten Welt das genaue Gegenteil der Fall: Anleger, die intuitiv auf die Mehrheitsmeinung am Markt setzten und dem Herdentrieb folgen, werden mittelfristig regelmäßig mit Kursverlusten bestraft. Mehr Erfolg verspricht in unserer modernen Zeit sorgfältiges Nachdenken, Abwägen, Bewerten und Unterdrücken von Urreflexen. Das bedeutet im Zweifelsfall auch, gegen den Strom der öffentlichen Stimmung und publizierten Meinungen zu schwimmen.

Derzeit scheint es so, als sei die Gold-Talfahrt nicht zu stoppen. Anlegern, die den Mut haben, gegen die Marktstimmung Positionen aufzubauen oder zu verstärken, empfehlen wir im Edelmetallbereich Xetra-Gold (WKN A0S9GB). Ein Anteilsschein entspricht dem Wert von einem Gramm Gold in Euro. Bei Xetra-Gold handelt es sich um Schuldverschreibungen, die zu 100 Prozent durch Gold gedeckt sind.

Gold mit Turbo

Risikobereitere Investoren kaufen den NYSE Acra Gold BUGS ETF (WKN ETF091) von Comstage. Der Indexfonds auf den Aktienindex HUI besteht aus einem Korb großer Minengesellschaften, die ihr Gold nicht mit Vorwärtsverkäufen auf dem Terminmarkt veräußern. BUGS steht für Basket of Unhedged Gold Stocks. Da der Goldpreis bei diesen Unternehmen unmittelbar auf das Ergebnis durchschlägt, reagieren die entsprechenden Aktienkurse gewissermaßen mit einem Hebel auf den Preis des Edelmetalls – das gilt für Kurssteigerungen, aber natürlich ebenso für Kursverluste.

Der Bereich Schwellenländer lässt sich gut durch den Comgest Growth GEM Promising Companies (WKN A0MZZC) abdecken. Der Fonds investiert in Aktien, Wandelanleihen und Schuldverschreibungen von mittelgroßen Unternehmen aus den Emerging Markets. Der Growth GEM Promising Companies zeichnet sich durch eine sehr gute Wertentwicklung, ein tolles Management und geringe Schwankungsbreite aus.

Und wenn die Zinsen doch nicht steigen

Derzeit geht die Mehrheit der Marktteilnehmer von eher steigenden Zinsen aus. Aber die Stimmung in der deutschen Wirtschaft sinkt. Sollten sich die Konjunkturaussichten nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch weltweit weiter verdüstern, könnte aus der erwarteten Zinswende nichts werden. Im Gegenteil: Die Renditen insbesondere von amerikanischen Staatsanleihen könnten wieder deutlich sinken und ihre Kurse steigen. Davon würde der iShares 10-20 Year Treasury Bond (WKN A0MM56) profitieren. Das Portfolio des Rentenfonds besteht aus US-Treasuries mit mindestens zehnjähriger Laufzeit.

Uwe Günther ist Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der BPM - Berlin Portfolio Management GmbH. Außerdem fungiert er als Co-Anlageberater des Mischfonds BPM-Global Income Fund.

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Foto: © Veröffentlicht als Gastkommentar am 30. September 2014 bei NTV und NTV-Telebörse

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