Globale Schulden sind schlimmer als Brexit

Was können Anleger tun

Das absehbare Ende des jahrelangen Verschuldungszyklus ist viel problematischer als ein Brexit. Für Anleger besteht deshalb Handlungsbedarf.

Das EU-Austritts-Votum der Briten hat an den Finanzmärkten für kräftige Verluste gesorgt. Für die Wertpapierdepots stellen die weltweit enorm gestiegenen Schulden jedoch ein viel größeres Risiko dar. Auch wenn es für Panik oder Weltuntergangsstimmung noch zu früh ist, sollten Anleger angesichts der wachsenden Schuldenblasen ihre Depots besser heute als morgen strategisch neu ausrichten.

Weltweit befinden sich alleine Anleihen (verbriefte Schulden) im Wert von mehr als 100 Billionen US-Dollar im Umlauf. Dieser gigantische Schuldenberg wird spätestens dann zum Problem, wenn er nicht mehr durch Wirtschaftswachstum und/oder die Aufnahme neuer Schulden ausreichend bedient werden kann – und dies Teil der öffentlichen Wahrnehmung wird! Dann müssen Anlagen liquidiert, Immobilien verkauft, Kredite getilgt und Vermögensverhältnisse neu bewertet werden.

Von einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum kann zurzeit jedoch kaum die Rede sein. In den USA, der größten Volkswirtschaft der Welt, fallen bereits seit Mitte 2014 auf breiter Front die Unternehmensgewinne. Die Transportindizes – verlässliche Indikatoren wirtschaftlicher Aktivität – befinden sich im Trend ebenfalls schon seit mehreren Quartalen auf dem Rückzug. Selbst Fusionen und Aktienrückkäufe – oft die letzten Kurstreiber der Finanzmärkte – sind neuerdings rückläufig. Europa ist mit den Brexit-Folgen beschäftigt und am Wirtschaftswachstum in China bestehen große Zweifel.

Zu wenig Konsum und Investitionen

Wenn Haushalte, Firmen und Staaten immer weniger willens oder fähig sind, zu konsumieren oder zu investieren, gibt es kein ausreichendes Wirtschaftswachstum – Probleme bei der Bedienung von Schulden werden so seit Jahrhunderten vorprogrammiert. Mit ihrer lockeren Geldpolitik verstärken die Notenbanken diese Entwicklung. Durch den hemmungslosen Ankauf von Wertpapieren durch EZB und Co. rentieren mittlerweile Anleihen mit einem Volumen von mehr als neun Billionen Euro negativ. Gläubiger bekommen also in ein paar Jahren weniger Geld zurück als sie heute Staaten und Unternehmen leihen.

Kein Wunder, dass in zahlreichen Ländern die Sparquoten steigen. Da es faktisch keine Zinsen mehr gibt, müssen die Menschen immer mehr Geld fürs Alter zur Seite legen, statt es für Konsum und Investitionen auszugeben. Statt Inflation und Wirtschaftswachstum zu schaffen, sorgen die Notenbanken für fallende Preise und Konsumverzicht! So hat sich das die EZB nicht gedacht.

Überschuldungsblasen müssen und werden platzen. Unklar ist nur, wann dies genau passiert und was der Auslöser sein wird. Folgende Maßnahmen ergreifen Anleger, um ihr Vermögen gegen drohende Schuldencrashs abzusichern:

  1. Reduzieren Sie Ihre Aktienquote. Insbesondere Beteiligungen an Unternehmen mit stark gestiegener Verschuldung sind tabu.
  2. Trennen Sie sich von Hochrisiko-Anleihen, die Ihnen „tolle“ Erträge versprechen.
  3. Bauen Sie weiter Liquidität in verschiedenen Währungen außerhalb des Euro auf. Geeignet sind vor allem US-Dollar, Schweizer Franken und Gold.
  4. Erfragen Sie mögliche Absicherungsstrategien für Extremereignisse, mögen sie aktuell auch noch so unwahrscheinlich erscheinen.
  5. Setzen Sie auf marktneutrale beziehungsweise unkorrelierte Lösungen, die sich weitgehend unabhängig vom Trend der Aktien- und Rentenmärkte entwickeln.
  6. Reduzieren Sie Ihre Kredite oder zahlen sie diese ganz zurück. Das gilt insbesondere für Lombardkredite, bei denen Wertpapiere für das geliehene Geld verpfändet werden.
  7. Prüfen und optimieren Sie Ihre Bank- und Verwaltungskosten, insbesondere die versteckten.
  8. Handeln Sie jetzt und lassen Sie sich nicht durch vertriebsgeschulte Verkäufer von Finanzprodukten „umdrehen“. Fragen Sie sich immer „Cui bono?“ – Wem nützt es - Ihnen oder der Bank?
  9. Kennen Sie Ihre Psyche: Verluste begrenzen und Gewinne laufen lassen – nicht andersherum.
  10. Behalten Sie die Nerven und vertrauen Sie auf die langfristige Wirksamkeit wirtschaftlicher Zusammenhänge. Prozesse können sich unter Schwankungen hinziehen – Auslöser kommen oft über Nacht. Sie sind dann aber bereits vorbereitet.

    Diese Maßnahmen verbessern die Stabilität Ihres Vermögens und versetzen Sie in die Lage zu handeln, wenn andere kapitulieren müssen.

Uwe Günther

Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der BPM - Berlin Portfolio Management GmbH.

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