Marktkommentar September 2012

„Die Geschichte des staatlichen Umgangs mit Geld ist, mit Ausnahme einiger kurzer glücklicher Perioden, eine Geschichte von unablässigem Lug und Trug.“ Friedrich August von Hayek, Ökonom (1899 -1992)

„Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden.“
John Maynard Keynes, Ökonom (1883 – 1946)

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“ – diesen Gedanken hatten sicher zahlreiche Volkswirte, Vermögensverwalter und Anleger vor der entscheidenden Rede von Mario Draghi am 06.09.2012. Und Sie wurden enttäuscht. Draghi, als Sprachrohr einer südländisch dominierten Übermacht im EZB Präsidium, öffnete die Büchse der Pandora (http://de.wikipedia.org/wiki/Pandora) und entließ weitere Plagen, die uns in den kommenden Jahren beschäftigen werden, in die Welt. Wie auch in der griechischen Mythologie dürfte damit das vorläufige Ende unseres „goldenen“ Zeitalters (angestrebte Geldwertstabilität nach Bundesbankvorbild, einigermaßen verlässliche internationale Regeln und Wirksamkeit der ökonomischen Gesetze) endgültig eingeläutet sein.

Nein, wir reden nicht vom entfesselten (Stroh-?)Feuerwerk an den Aktienbörsen, von den schlagartig gesunkenen Risikoaufschlägen der „Olivenstaaten“ und wir reden auch nicht von den rückläufigen Preisen für Kreditausfallversicherungen (CDS) eigentlicher schwachbrüstiger Kreditinstitute. Mit einer fairen Preisbildung im freien Spiel von Angebot und Nachfrage hat dies nun nämlich nichts mehr zu tun. Eine derart massive Beeinflussung des freien Marktes mit dem Ziel des kurzfristigen Erhalts eines an sich nicht überlebensfähigen Zustandes kannte man bisher nur aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks. Mit den bekannten Folgen….

Wir reden davon, dass mit der Entscheidung des möglichen unbegrenzten Ankaufs von kurzlaufenden Anleihen südeuropäischer EU-Mitgliedsländer der Weg zu einer beschleunigten Enteignung großer Bevölkerungskreise endgültig frei ist. Wir reden von einer Entschuldung der Staaten auf dem Rücken ihrer Bürger. Und wir reden von den dramatischen Folgen für Versicherungen und Rentensysteme, die durch die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen Ihre Leistungszusagen für Millionen Versicherte gefährdet sehen. Die Unfähigkeit der Politiker gemeinsam und konsequent die Verschuldungs- und Strukturprobleme anzugehen sowie nationale und Eigeninteressen zurückzustellen ist dramatisch. Die bestehenden Probleme werden durch die historische EZB Entscheidung nicht gelöst sondern verschärft.

Warum? Nun, weil dem massenhaft gedruckten neuen Papiergeld ja keine ebenso ausgeweitete Menge an Gütern, Dienstleistungen und Realvermögen gegenübersteht. Das neu gedruckte Geld hat keinen Gegenwert! Als Kapitalanleger spüren Sie es dann zum Beispiel daran, dass Sie nach Rückzahlung einer Anleihe plus Zinsen für den Gegenwert weniger Leistung erhalten als zum Anlagezeitpunkt. Auf den Punkt gebracht – Sie zahlen mehr für die gleiche Leistung. Der Tauschwert Ihres Geldes verringert sich – das ist staatlich betriebene Enteignung. Auf der anderen Seite steigen Steuern, Abgaben und Gebühren an den Staat - dessen Schulden sind aber nominal, so dass Inflation seine reale Verschuldung senkt! Inflation ist somit die „süße Droge“ der staatlichen Schuldenmacher und der Feind der Bürger.

Zwischenfazit: Solange die Staaten und Politiker (in Europa wie auch in den USA!) entscheidenden Einfluss auf die Hohe der Geldmenge haben, ist permanente Gefahr für die Werthaltigkeit des Geldes gegeben. Die währungsgeschichtliche Erfahrung spricht hier eine eindeutige Sprache. Auf diese sich aktuell weiter entwickelnde gigantische Geldblase gilt es sich aus Investorensicht vorzubereiten. Und Achtung: Die größte Gefahr droht aus unserer Sicht weiterhin im Markt für Staatsanleihen der entwickelten Industrieländer.

Was ist zu tun?

Wie die regelmäßigen Leser unseres Marktkommentars wissen, bestätigt die aktuelle Entwicklung unser wahrscheinlichstes Szenario und trifft Mandanten unseres Hauses keineswegs unvorbereitet. Grundsätzlich gibt es auch künftig keinen einzigen Grund, von der breiten Streuung über Regionen, Anlageklassen, Währungen und Laufzeiten abzuweichen. Die Wertentwicklung von Mandaten, die diese Strategie konsequent verfolgen, spricht für sich.

Alle fünf Grundthesen unseres Marktkommentars im Juni haben zum realen Vermögenserhalt und zur deutlichen Vermögenssteigerung beigetragen.

Die Performance unseres Strategieansatzes im Vergleich zum MSCI Welt Index sehen Sie hier:
Die Performance unseres Strategieansatzes im Vergleich zum MSCI Welt Index sehen Sie hier:

Was ist heute ergänzend anzumerken

  • Es zeichnet sich in den kommenden Monaten eine Verstärkung der Fluchtbewegung in Substanz und Sicherheit ab. Obwohl der Risikoschalter „dank“ Draghi kurzfristig auf „An“ steht, kann u.E. eine baldige Reduzierung der Aktienkomponente sehr sinnvoll sein. In Mandaten haben wir dies bereits realisiert. Internationale Firmen mit unverzichtbaren Produkten und der Fähigkeit Preiserhöhungen bei anziehender Inflation durchzusetzen bleiben aber weiter erste Wahl.
  • Nicht beliebig vermehr- bzw. druckbare Papiergeldalternativen wie Gold und Silber gewinnen einen immer höheren Stellenwert im Rahmen der Vermögenssicherung. Depotanteile von 15% - 20% sind nicht unvernünftig. Nach einem starken Kaufsignal Anfang September scheint zudem die fast einjährige Konsolidierungsphase in der Goldpreisentwicklung abgeschlossen zu sein (siehe nachstehenden Graph). Im Rahmen der Vermögensverwaltung haben wir bereits Anpassungen nach oben in den Edelmetallpositionen vorgenommen.
  • Bezüglich der bald erwarteten nächsten Stützungsrunde in den USA (QE3) gehen wir davon aus, dass hier diesmal insbesondere die Hilfe für den USImmobilienmarkt im Vordergrund stehen könnte. Insofern erwarten wir Käufe von Hypothekenpapieren durch die amerikanische Notenbank FED. Bereits gut gelaufene börsengehandelte US-Immobilienfonds (REIT’s) könnten weiter profitieren.
  • Die psychologische Herausforderung scheint bei vielen Investoren zu sein, emotional weniger vertraute Anlageregionen und –formen als sinnvolle Bausteine zu akzeptieren. So scheuen US-Dollar geprägten Kunden der BPM pauschal den Euroraum – europäische Kunden meiden oftmals USD-Anlagen. Gleichzeitig Wir freuen uns auf persönliche Gespräche zu diesem Thema und versprechen realen Mehrwert.
Goldpreis in US-Dollar
Goldpreis in US-Dollar

Dass Herbst und Winter dieses Jahres Lösungen und Entspannung bringen, ist leider Wunschdenken. Die alte Waffe des Gelddruckens gegen Wirtschaftsprobleme wird immer stumpfer und entfaltet immer weniger Wirkung. Dass sich gleichzeitig zahlreiche Länder am Rande oder mitten in einer Rezession befinden belastet zusätzlich. Konsumenten halten sich spürbar zurück und die Arbeitsmärkte enttäuschen.

Der Herausforderung, unter diesen Rahmenbedingungen mandatiertes Vermögen zu sichern, stellen wir uns weiterhin gern und mit großem professionellem Engagement. Sein Sie versichert, dass die BPM weiterhin ein verlässlicher und bankenunabhängiger Partner ist. Für die aktive Weiterempfehlung durch zahlreiche Kunden und Aufstockungen von Mandaten seit Jahresmitte danken wir ganz besonders. Es ist Kompliment und Verpflichtung zugleich.

Das Team der BPM - Berlin Portfolio Management GmbH wünscht Ihnen einen herrlichen goldenen Herbst!
Berlin, 10. September 2012

Uwe Günther, Sven Marzahn

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