Nicht Worte, sondern Fakten zählen

Erfolgreich in Krisenzeiten

Flüchtlingskrise, China-Crash und Minuszinsen – alles nicht so schlimm, sagen Regierungspolitiker, Notenbanker und einige Banken. Doch entscheidend sind die Fakten.

Seit knapp einem Jahr fallen die Kurse an den internationalen Aktienmärkten. Trotz der jüngsten Aufwärtskorrektur notiert der Dax 20 Prozent tiefer als vor zwölf Monaten. Trotzdem passen die meisten Finanzexperten nicht ihre Empfehlungen an und raten weiter zu Aktien als alternativloser Kapitalanlage. Doch diese Ratschläge passen nicht zur Realität. Es ist Zeit für einen Faktencheck.

Wenn man überprüft, ob Worte und Handlungen zusammenpassen, steht eine Frage am Anfang: „Wer ist wohl am besten über die aktuelle Lage in der Wirtschaft und Politik informiert? Wo laufen alle globalen Informationsfäden zusammen?“ Die Antwort liegt auf der Hand: Bei den Regierungen und Notenbanken dieser Welt sowie bei global operierenden Kreditinstituten sowie institutionellen Großinvestoren. Vor allem bei diesen „Meinungsführern“ sollten Anleger genau hinsehen, in wie weit verbale Äußerungen und konkrete Maßnahmen übereinstimmen oder ob es vielleicht doch den einen oder anderen Widerspruch gibt. Das eröffnet interessante und möglicherweise neue Einsichten. Einige Beispiele:

1.) Regierungen und Notenbanken werden nicht müde, die Stabilität sowie die - zumindest relative - Gesundheit ihrer Papiergeld-Währungen und Wirtschaftsräume öffentlich zu betonen. Künftige Wachstumsraten werden derzeit, wenn überhaupt, nur in homöopathischen Dosen angepasst. Gleichzeitig erwerben aber dieselben Akteure unglaubliche Volumina physisches Gold als Währung der letzten Instanz. Das gilt insbesondere für Russland und China, aber auch andere Staaten stocken Ihre Goldreserven auf. Alleine die russische und chinesische Zentralbank haben 2015 zusammen rund 400 Tonnen Gold gekauft. Das entspricht rund zwölf Prozent der Förderung aller Minengesellschaften der Welt. Ist das vielleicht ein Hinweis darauf, dass die chinesische Wirtschaft doch auf eine Bruchlandung hinsteuert? Obwohl die chinesische Industrieproduktion auf das niedrigste Niveau seit der Finanzkrise gefallen und der Außenhandel zuletzt eingebrochen ist, hält Peking am offiziellen Wachstumsziel von 6,5 bis sieben Prozent fest. Die massiven Goldkäufe lassen an dieser Einschätzung zweifeln.

2.) Verbände von Sparkassen, Volksbanken und Pensionskassen betonen weiterhin ihre Stabilität und die Beherrschbarkeit der aktuellen Heraus-forderungen. Die Spareinlagen seien natürlich weiterhin sicher und trotz des zinslosen Umfelds auf den Spar- und Girokonten „wirklich gut aufgehoben“. Gleichzeitig aber erwägt zum Beispiel der bayrische Sparkassenverband, massiv Bargeld von den Konten der EZB abzuziehen und im eigenen Tresor, frei von Minuszinsen, zu lagern. Schon 2015 wurde Schweizer Pensionskassen, die den gleichen Weg gehen wollten, die Auszahlung ihres Bargeldes verweigert. Und der weltweit größte Rückversicherer Münchner Rück hat zur Vermeidung der Strafzinsen der Europäischen Zentralbank Gold in den Tresor gelegt und zudem einen zweistelligen Millionenbetrag in bar gebunkert. Bei der Münchner Rück stimmen allerding Wort und Tat überein…

3.) Obwohl die Unternehmensgewinne einbrechen und die Firmen unter Schuldenbergen leiden, empfehlen die Privatkunden-Berater vieler Kreditinstitute weiter zum Kauf von Aktien. Umgekehrt werden Anleger von Verkäufen mit fadenscheinigen Argumenten abgehalten. Die gängigen Argumente lauten, dass strategische Veränderungen völlig fehl am Platze seien, dass „wieder steigt, was fällt“ oder gerade jetzt die „starken Hände cool“ bleiben, wozu man den jeweilige Kunden natürlich zähle. Gleichzeitig haben in den vergangenen Tagen Häuser wie JP Morgan, die UBS oder die Deutsche Bank ihre Großkunden wieder sehr eindeutig vor verschiedenen Aktienmarktrisiken gewarnt, zu verstärktem Risikoabbau geraten und die bankeigenen Anlagen dementsprechend angepasst.

Anleger sollten mehr auf die Finger als auf den Mund der marktbestimmenden Akteure in Politik und Wirtschaft schauen. Der Kauf von Edelmetall, der Aufbau eines jederzeit verfügbaren Bargeldbestandes und auch der Abbau von risikoreicheren Anlagen wie Aktien haben sich bereits seit Monaten ausgezahlt. Entsprechende Umschichtungen haben sich im Krisenumfeld als ausgesprochen erfolgreich erwiesen.

 

Uwe Günther

Uwe Günther ist Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der BPM - Berlin Portfolio Management GmbH.

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