Trump kann richtig Geld kosten

Viele Risiken - wenig Chancen

Nach dem ersten Schock nach dem Wahlsieg von Donald Trump applaudieren die Finanzmärkte. Doch der nächste US-Präsident könnte für die deutschen Anleger teuer werden.

Donald Trump scheint doch nicht so schlimm zu sein wie gedacht: Das Entsetzen über seine Wahl wich in den vergangenen Wochen zunehmend einem fast schon grenzenlosen Optimismus. Leider kann sich der Wahlsieg des Immobilien-Tycoons schon bald als schwere Belastung für Anleger und Arbeitsplätze erweisen. Das sind die zehn größten Risiken:

  1. Deutschland ist die Exportnation schlechthin. Macht Trump mit „America first“ ernst, wird sich das mittelfristig auf den Absatz und den Gewinn der deutschen Exportwirtschaft negativ auswirken. Die Vereinigten Staaten sind der größte Handelspartner Deutschlands.
  2. Wenn deutsche Firmen mit bisher starkem Amerika-Geschäft auf den Gedanken kommen, ihre Produktion direkt in den USA zu stärken, kann und wird das in Deutschland Arbeitsplätze kosten.
  3. Die Kündigung zahlreicher internationaler Handelsabkommen zum Schutz amerikanischer Unternehmen kann sich für Trump und die USA als Bumerang erweisen. Amerikanische Unternehmen mit starken Umsätzen, zum Beispiel in Asien, könnten ihre Produktion mittelfristig in ihre Absatzregion verlagern. In den USA würden Jobs verloren gehen.
  4. Die Zielgruppe des Wahlkampfes war der weiße männliche Mittelstand, der sich zunehmend als Verlierer der Globalisierung fühlt. Er sieht den „American dream“ für sich persönlich als nicht mehr realisierbar an. Globalisierung bedeutet für den amerikanischen Arbeiter in der klassischen arbeitsintensiven Industrie und Landwirtschaft vor allem Angst vor sozialem und wirtschaftlichem Abstieg. Die jetzt - zumindest börsenkursmäßig - reanimierten alten Industrien werden durch den „trumpschen“ Protektionismus nicht wieder global wettbewerbsfähig. Also Vorsicht vor dem Aufspringen auf wackelige Börsenzüge!
  5. Trump spricht sich für eine Normalisierung der Zinsen aus. Er ist kein Freund der lockeren Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed. Entsprechende Äußerungen sowie die Hoffnung auf ein stärkeres Wirtschaftswachstum sorgten bereits für deutliche Zinssteigerungen. Da sich Renditen und Kurse von Anleihen immer gegenläufig entwickeln, verursachten die gestiegenen Zinsen bei US-Staatsanleihen ein Blutbad. Davon sind auch die bei Deutschen so beliebten Mischfonds betroffen, da deren Anleihequote in der Regel kaum an US-Treasuries vorbeikommt.
  6. Die Rendite der US-Staatsanleihen ist erstmals seit langer Zeit wieder deutlich höher als die Dividendenrendite des breiten Aktienmarkts (S&P 500). Damit verliert eines der wichtigsten Argumente für Anlagen in die sowieso schon teuren Dividendentitel seine Schlagkraft. Und die Risikoaufschläge bei globalen Anleihen könnten rasch weiter steigen. Amerikanische TopFondsmanager wie Jeff Gundlach oder Stanley Druckenmiller sehen die zehnjährgen US-Renditen in den kommenden ein bis zwei Jahren durchaus bei fünf bis sechs Prozent. Die entsprechenden Kurse würden kollabieren. Auch hier zählten Mischfonds mit zu den Verlierern.
  7. Durch die anziehenden US-Zinsen steigt der US-Dollar. Das ist schlecht für die amerikanische Exportwirtschaft, aber gut für deutsche Anleger. Allerdings nur für die, die einen Teil ihres Depots in Dollaranlagen halten.
  8. Für Entwicklungs- und Schwellenländer mit Schulden in US-Dollar bedeutet dessen Aufwertung, dass sie künftige deutlich mehr zahlen müssen, um den Schuldendienst zu bedienen. Das dürfte mehrere Länder vor große, vielleicht unlösbare Herausforderungen stellen.
  9. Trump weiß: Der einzige Weg aus der Schuldenfalle ist Wachstum. Stellt sich dieses nicht ein, hilft nur das „Weginflationieren“ von Verbindlichkeiten. Deshalb will er, wie die EZB übrigens auch, Inflation um fast jeden Preis. Und wer hier am schnellsten ist, hat den Jackpot im globalen Konkurrenzkampf, weil es die Wettbewerbsposition stärkt und den Verschuldungsspielraum wieder erhöht. Gelingt das Trump, dürften das alte Europa, seine Unternehmen und die Geldanleger zu den Verlierern zählen.
  10. Schließlich will Trump die Unternehmenssteuern senken – wie originell. Dabei übersieht er scheinbar, dass reichlich mit cash ausgestattete Firmen selbst bei niedrigsten Finanzierungskosten bisher nicht investierten. Es ist mehr als fraglich, ob niedrigere Steuern hier entscheidenden Einfluss hätten. Sicher scheint vielmehr, dass sich dadurch die Vermögensscheren weiter öffnen und die Einnahmesituation des Staates geschwächt wird. Ein Spiel mit dem Feuer.

Ist das bisher nur schemenhaft zu erkennende Konzept des künftigen USPräsidenten wirtschaftlich erfolgreich, wird es zum Großteil zu Lasten Deutschlands, Europas und Chinas gehen. Das „Experiment Trump“ hat somit für Deutsche und Deutschland deutlich mehr Risiken als Chancen.

Gute Nachrichten dürften die Pläne Trumps mittelfristig für Gold und andere Rohstoffe und Sachwerte sein. Im Trump-Lager sind mittlerweile einige Freunde der Wiedereinführung eines Goldstandards versammelt – zum Beispiel der frühere BankChef John Allison. Nicht mit Schulden beladene und nicht verderbliche reale Sachwerte sollten zu den Gewinnern der kommenden Schuldenorgie und der anschließenden heftigsten Marktkorrekturen zählen.

Uwe Günther

Uwe Günther

Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der BPM - Berlin Portfolio Management GmbH.

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