„West Side Story“ oder schon „Krieg der Sterne“?

Die Weltpolitik erinnert derzeit an bestimmte Musical- und Filmklassiker, bei denen es um die Vorherrschaft in bestimmten Territorien geht, meint Uwe Günther, Gründer und Geschäftsführer der BPM – Berlin Portfolio Management GmbH.

Eigentlich schien die Beilegung des Handelsstreits der USA mit China schon so gut wie sicher. Doch dann kochte US-Präsident Donald Trump den Konflikt plötzlich wieder, erst verbal via Twitter, hoch. Kurz darauf folgten reale Maßnahmen beziehungsweise der nächste Paukenschlag: Die Vereinigten Staaten erhöhten für chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar die Strafzölle von zehn auf 25 Prozent.

Gleichzeitig spitzte sich der mediale Schlagabtausch zwischen der Trump-Administration und der iranischen Führung zu. Auch hier gingen verbale Drohungen mit konkreten Sanktionen einher. Zuletzt kündigte Washington an, den Flugzeugträger USS Abraham Lincoln und eine Bomberstaffel in Richtung Naher Osten zu verlegen.

Bei diesen Entwicklungen könnte man sich unweigerlich an die Hits der Unterhaltungsindustrie erinnert fühlen - mit dem entscheidenden Unterschied, dass es hier nicht um künstlerischen Genuss und gutes Entertainment geht, sondern um massive globale Risiken, die buchstäblich uns alle betreffen. Man kann es getrost so sehen, dass der Kampf um die globale Vorherrschaft auf dem Rücken der Menschen und auch der Kapitalmärkte ausgetragen wird. Die derzeitigen Ereignisse verstärken die bereits bestehenden Risiken noch zusätzlich.

Torsten Slok, Chefökonom der Deutschen Bank Securities in New York, identifizierte in diesem Zusammenhang vor wenigen Tagen fünf verschiedenen Möglichkeiten, wie die seit nunmehr zehn Jahre andauernde Bewertungsausweitung, sprich die Kursparty, abrupt enden könnte.

  1. Eine plötzliche Explosion an den Kreditmärkten. Stichwort: „BBB-Rating-Blase“.
  2. Der US-Verbraucher „wird müde“. Extremwerte bei Verbraucherkrediten, Kreditkartenschulden und Autodarlehen sprechen eine deutliche Sprache.
  3. Der US-Handelskrieg verschärft sich. Davon könnte insbesondere Europa betroffen sein. Bei stagnierenden und sogar schon fallenden Wachstumsraten wäre das ein Brandbeschleuniger der Konjunktur.
  4. Beschädigung die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank Fed. Mit dem Flip-Flop Kurs von Notenbank-Chef Jerome Powell ist man hier bereits auf einem gefährlichen Pfad. Trotz eines Wachstums der US-Wirtschaft um mehr als drei Prozent im ersten Quartal 2019 hat der Fed-Chef eine Zinspause angekündigt.
  5. China bekommt ein Leistungsbilanzdefizit. Eine zunehmende Anhängigkeit von ausländischem Kapital kann zur Liquidation von Währungsreserven führen, also vor allem von amerikanischen Staatsanleihen. Der dann wahrscheinliche Renditeanstieg könnte sich als Show-Stopper für die US- und damit die Weltkonjunktur erweisen.

Auf der Ebene des privaten Anlegers sind dabei drei Faktoren besonders bemerkenswert:

  1. Die zehn Jahre kaum unterbrochene und durch globale Kreditexzesse befeuerte Börsenperformance hat zu einer wohl einzigartigen Wahrnehmungsverzerrung und Ausblendung mathematischer und wirtschaftlicher Grundzusammenhänge geführt. Anleger empfinden steigende Börsen zunehmend als Normalzustand - quasi als Naturgesetz. Lehrreiche Suchbegriffe im Internet wären hier beispielsweise: „Traum der ewigen Jungend“, „kognitive Dissonanz“ oder auch „Mean-Reversion-Effekt“.
  2. Viele private Anleger beschäftigen sich vor Ihren Anlageentscheidungen intensiv mit der sogenannten Chartanalyse. Bei ihnen besteht die Erwartung, wiederkehrende und historisch profitable Kursmuster sowie Trends zu erkennen und zu nutzen. Der Langfristchart des S&P 500 hält für diese Anleger interessante Hausaufgaben bereit, wie an der nachfolgenden Grafik gut zu sehen ist. Vereinfacht ausgedrückt steht der US-Index vor einer strategischen charttechnischen Entscheidung.

    S&P 500 seit 1987

    S&P 500 seit 1987

    Quelle: Bloomberg

  3. Eine weitere und extrem große Zahl von Anlegern konsumiert bewusst Artikel und Empfehlungen von oftmals prominenten und in den letzten Jahren meist erfolgreichen Anlage- oder Fondsmanagern, ehemaligen Börsenmaklern, Chefökonomen oder sonstigen Fachleuten. Das ist ein legitimer und wichtiger Baustein der individuellen Weiter- und Meinungsbildung.

    Dennoch muss und sollte immer die Frage nach dem „Cui bono?“ gestellt werden - dem Ziel, Nutzen und Zweck einer publizierten Meinung. Das Erkennen von reinen Vertriebsabsichten für bestimmte Finanzprodukte à la „Aktien kaufen ist immer erfolgreich“ ist oftmals nicht einfach. Und manche Statements verfügen sogar über die Qualitäten von taktischen Kontraindikatoren. Mit dem Gegenteil der implizit oder explizit ausgesprochenen Empfehlung ließ sich dann gutes Geld verdienen. Zum Abschluss dieses ernsten Themenkomplexes soll hier mit einem Schmunzeln der Chef der weltgrößten Vermögensverwaltung Blackrock, Larry Fink, zu Wort kommen:

    S&P 500, Äußerungen von Larry Fink
    S&P 500, Äußerungen von Larry Fink

    Quellen: FOX Business, Yahoo Finance, CNBC, Bloomberg

Tatsächlich gibt es natürlich immer attraktiv bewertete Anlagen und exzellente Strategien, nur stehen genau diese meist nicht in der Tageszeitung. Der Gewinn liegt immer sowohl lang- als auch kurzfristig weiterhin im Einkaufspreis. Bei der Betrachtung von Langfristcharts von S&P 500, DAX 30, MSCI Welt & Co. wird dies selbst dem kritischen Betrachter sehr schnell deutlich. Außerdem sollten Anleger immer im Kopf haben: Um einen Vermögensrückgang von 50 Prozent wieder aufzuholen, benötigen sie eine nachfolgende Performance von 100 Prozent. Deshalb gilt die Devise für das zweite Halbjahr „Verhinderte Verluste sind die Gewinne von morgen“.

Viel Erfolg bei allem was Sie tun und einen guten Start in die Sommerzeit wünscht Ihnen das Team der BPM - Berlin Portfolio Management GmbH!

Uwe Günther

Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der BPM - Berlin Portfolio Management GmbH.

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